Stand ein junges Veilchen auf der Weiden,
lieb und herzig, in sich, und bescheiden;
Und ein wackrer Jüngling über Land
kam hin, da das Veilchen stand.
Und er sah das Veilchen auf der Weiden
lieb und herzig, in sich, und bescheiden;
Sah es an mit Liebe und mit Lust,
wünscht es sich an seine Brust.
Heute wird das Blümchen ihm gegeben,
dass er’s trag‘ an seiner Brust durchs Leben!
Und ein Kreis von edlen Menschen steht
ernst und feiert mit Gebet.
Seid denn glücklich! Gott mit Euch, Ihr Beide!
Seine „Sonn‘ am Himmel“ schein‘ Euch Freude;
Und in Eurer Freud‘, in Eurem Schmerz
Seine „bessre“ Euch ins Herz!
Das ist die rechte Ehe
Das ist die rechte Ehe,
wo zweie sind gemeint,
durch alles Glück und Wehe
zu pilgern treu vereint:
Der eine Stab des andern
und liebe Last zugleich,
gemeinsam Rast und Wandern,
und Ziel das Himmelreich.
Die Liebe hemmet nicht
Die Liebe hemmet nicht;
Sie kennt nicht Tür noch Riegel
und dringt durch alles sich;
Sie ist ohn‘ Anbeginn,
schlug ewig ihre Flügel,
und schlägt sie ewiglich.
Wertes Paar! Das ganze Leben sei bei euch ein steter Krieg
Wertes Paar! Das ganze Leben
sei bei euch ein steter Krieg,
so dass Beiden sei gegeben
gleiche Beut und gleicher Sieg.
Kämpft mit Liebe gegen Liebe,
und mit Treu kämpft gegen Treu;
Dass euch Zwiespalt nie betrübe,
niemals auch der Kauf bereu.
Es muss was Wunderbares sein
Es muss was Wunderbares sein ums Lieben zweier Seelen! Sie schließen ganz einander ein, sich nie ein Wort verhehlen! Und Freud und Leid und Glück und Not so miteinander tragen! Vom ersten Kuss bis in den Tod sich nur von Liebe sagen.
Ihr seid nun eins
Ihr seid nun eins, ihr beide,
und wir sind mit euch eins.
Trinkt auf der Freude Dauer
ein Glas des guten Weins!
Und bleibt zu allen Zeiten
einander zugekehrt,
durch Streit und Zwietracht werde
nie euer Bund zerstört.
Und war das Band, das euch verbunden
Und war das Band, das euch verbunden,
gefühlvoll, warm und heilig rein,
so lasst die letzte eurer Stunden
wie eure erste heiter sein.
Vereint seid ihr geboren
Vereint seid ihr geboren, und vereint sollt ihr bleiben immerdar.
Ihr bleibt vereint, wenn die weissen Flügel des Todes eure Tage scheiden.
Wahrlich, ihr bleibt vereint selbst im Schweigen von Gottes Gedenken.
Doch lasset Raum zwischen eurem Beieinandersein,
und lasset Wind und Himmel tanzen zwischen euch.
Liebet einander, doch macht die Liebe nicht zur Fessel:
Schaffet eher daraus ein webendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen.
Füllet einander den Kelch, doch trinket nicht aus einem Kelche.
Gebt einander von eurem Brote, doch esset nicht vom gleichen Laibe.
Singet und tanzet zusammen und seid fröhlich, doch lasset jeden von euch allein sein.
Gleich wie die Saiten einer Laute allein sind, erbeben sie auch von derselben Musik.
Gebet einander eure Herzen, doch nicht in des andern Verwahr.
Denn nur die Hand des Lebens vermag eure Herzen zu fassen.
Und stehet beieinander, doch nicht zu nahe beieinander:
Denn die Säulen des Tempels stehen einzeln,
und Eichbaum und Zypresse wachsen nicht im gegenseitigen Schatten.
Die Muse fehlt nicht selten
Die Muse fehlt nicht selten.
Wenn man sie eben will;
Sie schweift in fernen Welten,
und nirgends hält sie still.
Die Schwärmerin verträumet
gar oft den Glockenschlag,
was sag‘ ich – sie versäumet
selbst einen Hochzeittag.
So auch zu eurem Feste
erscheinet sie zu spät
und bittet nun aufs beste,
daß ihr sie nicht verschmäht.
Des schönsten Glückes Schimmer
erglänzt euch eben dann,
wenn man euch jetzt und immer
ein Brautlied singen kann.
Gott sei Dank, sie haben sich!
Gott sei Dank, sie haben sich!
O wie lieblich, o wie schicklich,
sozusagen herzerquicklich,
ist es doch für eine Gegend,
wenn zwei Leute, die vermögend,
außerdem mit sich zufrieden,
aber von Geschlecht verschieden,
wenn nun diese, sag ich, ihre
dazu nötigen Papiere,
sowie auch die Haushaltssachen
endlich mal in Ordnung machen
und in Ehren und beizeiten
hin zum Standesamte schreiten,
wie es denen, welche lieben,
vom Gesetze vorgeschrieben,
dann ruft jeder freundlich:
„Gott sei Dank, sie haben sich!“